Ausflüsse im Zustand außerhalb des Hajdh (Monatsblutung) und Nifas (Wochenbett) teilen sich wie folgt auf:
1. المذي El-Medhi (der Lusttropfen)
- Dies ist eine Flüssigkeit, die bei der Frau während des Vorspiels oder bei Gedanken an Geschlechtsverkehr auftritt, währenddessen die Frau nicht poluziert- den Höhepunkt erreicht – und danach keine Apathie (Gleichgültigkeit gegenüber dem Verlangen) empfindet. Es ist ein zumeist weißer oder durchsichtiger, feiner und klebriger Ausfluss, der unrein ist. Die meisten Frauen spüren sein Austreten nicht und der Ausfluss ist bei ihnen in Bezug auf die Menge, mehr als bei Männern, wobei dies bei jeder Frau individuell ist.
- Hukm (Urteil): Beim Austreten des Medhi muss die Frau ihn vom Körper abwaschen und von den Kleidungsstücken an die dieser geraten ist. Ebenso muss sie ihren Wudhu (Gebetswaschung) wiederholen, jedoch ist sie nicht verpflichtet die Ganzkörperwaschung vorzunehmen.
Alij radi Allahu anhu sagte: Ich war ein Mann, welchem der Lusttropfen in hohem Ausmaß entwich, so befahl ich einem Mann den Propheten zu fragen -aufgrund der Stellung seiner Tochter (bei ihm)- so fragte er ihn und Er (der Prophet) antwortete: „Nimm die Gebetswaschung und wasche dein Geschlechtsteil“ (Bukhari, Nr. 269; Muslim 1/598).
Wenn der Medhi sehr wenig ist und an die Kleidung gerätet, (besonders für denjenigen, dem es oft entweicht), so reicht es, wenn man ihn (mit Wasser auf der Hand) wegstreicht bzw. weg reibt. Von Sehl ibn Hunejf wird überliefert, dass er den Propheten fragte, was mit dem Kleidungsstück ist, worauf Medhi geraten ist. So sagte er: „Es reicht, dass du eine Hand Wasser nimmst und mit der (nassen) Hand über dein Kleidungsstück streichst bzw. jene Stellenabreibst, bei denen du erkennst, dass der Medhi drangekommen ist.“ (Ahmed, Nr. 15973; Ebu Dawood, Nr. 210; Tirmidhi, Nr. 115; Ibn Madscheh, Nr. 506 – der Hadith ist Hasan).
Dieses Urteil (des Waschens) ist mit einem Analogieschluss bezüglich der Frauen abzuleiten, das bedeutet, dass das selbe Urteil sowohl für Männer als auch für Frauen gilt.
2. المني El-Menijj (das Sperma)
- Es ist eine dünne/dünnflüssige gelbe (manchmal weiße) Flüssigkeit, die während des großen Verlangens (Höhepunkt) aus dem Geschlechtsorgan einer Frau kommt. Das Verlangen vergeht, nachdem es ausgeschieden wurde. Der Geruch ist derselbe, wie der Geruch des männlichen Spermas und dieser ist ähnlich dem Geruch eines geformten Teiges. Manche sagen, dass sein Geruch wie der Geruch des Urins ist.
- Hukm: Das Kleidungsstück muss von dem Sperma nicht komplett mit Wasser gereinigt werden, da Sperma rein ist (es ist jedoch sehr empfehlenswert aufgrund der allgemeinen Reinheit eines Muslims). Das Sperma wird weggerieben mit den Händen (wenn es trocken ist) und so gut wie möglich entfernt, solange es noch nass ist.
Die Ganzkörperwaschung muss durchgeführt werden (Ghusl).
3. الودي El-Wedijj
- Es ist eine zähflüssige (manchmal dünnflüssige) trübe Substanz, die direkt oder eine kurze Zeit nach dem Urinieren aus dem Urinausgang entweichen kann. Wenn eine Frau etwas Schweres trägt, wird der Wedijj manchmal ebenso ausgeschieden.
- Hukm: Er ist unrein und muss vom Körperteil und der Kleidung entfernt bzw. abgewaschen werden, da er aus den Uringängen austritt. Das komplette Abwaschen ist empfehlenswert, es kann jedoch mit nasser Hand oder allgemein mit etwas Wasser abgerieben werden. Der Wudhu wird mit dem Austritt des Wedijjs annulliert.
4. البول El-Beul (der Urin)
- Was den Urin angeht, so ist dieser bekannt.
- Hukm: Er annulliert den Wudhu, man muss ihn abwaschen und dies sowohl vom Körper als auch von der Kleidung.
5. Die Sekrete, die aufgrund von Krankheiten austreten, so wie bei Entzündungen, bestimmten Bakterien etc. (dasselbe gilt auch für Inkontinenz)
- Das Urteil dieser Sekrete ähnelt dem Urteil für Harninkontinenz. Die betroffene Person muss für jedes Gebet eine Gebetswaschung durchnehmen. Dabei spielt es dann keine Rolle, ob das Sekret nach dem Nehmen des Wudhu oder sogar direkt im Gebet erneut austritt – die Gebetswaschung bleibt erhalten. Dies bedeutet, dass eine Frau, die sich in diesem Zustand befindet, nur eine Gebetswaschung für das Pflicht- und alle Sunnahgebete in dieser Zeit durchführen kann. Die Gebetswaschung wird wiederholt, wenn die Zeit für ein neues oder weiteres Pflichtgebet begonnen hat.
Dies bedeutet, dass diese Person fünfmal am Tag die Gebetswaschung durchführt.
6. Die normale Feuchtigkeit bzw. der normale weiße oder durchsichtige Ausfluss bei der Frau
Es gibt hier zwei Fragen, die geklärt werden müssen:
1. Ist dieser Ausfluss rein oder unrein?
2. Bricht dieser Ausfluss die Gebetswaschung (Wudhu)?
- Um das Urteil dieses Ausflusses zu klären, werde ich Meinungen nennen, die allgemein bekannt sind, jedoch werde ich weiter unten den detaillierten Aufschluss dazu nennen und zum Schluss dann eine Schlussfolgerung.
- Die Gelehrten sind in Bezug auf die Reinheit bzw. Unreinheit des natürlichen Ausflusses der Frauen uneinig:
i. Die Malikijeh sind der Meinung, dass die Feuchtigkeit des Geschlechtsorgans einer Frau unrein ist. (Hashiah Ed-Desuqi [57/1], Mevahib El-Dschelil [105/1]). Dies ist auch eine der zwei Rivajah (Überlieferungen) von Ahmed (Keschaf el-Kana‘ [195/1], El-Insaf [341/1]).
ii. Die Schafiis (Mughni el-Muhtadsch [81/1], Nihajeh el-Muhtadsch [228-229/1]) und die Hanabileh (Keschaf el-Kana‘ [81/1], Metalib Uli Nuha [237/1]) sind der Meinung, dass der Ausfluss bzw. die Feuchtigkeit der Frau rein ist. Dies ist die auserwählte Meinung. - Bricht dieser Ausfluss den Wudhu (Gebetswaschung)?
i. Ibn Hazm (El-Muhla [255/1]) ist der Meinung, dass der Ausfluss die Gebetswaschung nicht bricht, da es weder Urin noch Medhi ist. Wer also sagt, dass es die Gebetswaschung bricht, muss einen Beweis bringen. Das Austreten dieses Ausflusses wird, wie das Austreten von Flüssigkeiten aus dem Rest des Körpers, wie z.B. Schweiß, behandelt.
ii. Die Mehrheit der Gelehrten (El-Mughni [230/1], el-Medschmu [6/2]) sind der Meinung, dass dieser Ausfluss den Wudhu bricht, da er aus dem Geschlechtsteil austritt. Die Tatsache, dass dieser Ausfluss rein ist, muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass er den Wudhu nicht bricht, da der Riuh (Wind), der aus dem Anus kommt ebenso rein ist, jedoch ist es bekannt, dass er den Wudhu (Gebetswaschung) annulliert.
7. Die Fragestellung (ob die Feuchtigkeit des Geschlechtsteils der Frau rein oder unrein ist) ist abhängig von der Meinung, ob das Sperma des Mannes rein oder unrein ist.
Manche der Gelehrten sind der Meinung, dass das Sperma rein ist und als Beweis hierfür nehmen sie den Hadith von Aisha radiAllahu anhu Allahu anha, dass sie Sperma von Kleidungsstück des Propheten abgerieben hat. Sie sagen: Wenn Sperma unrein wäre, so würde das Abreiben nicht ausreichen, sondern es wäre Wasser nötig, um das Kleidungsstück zu säubern.
Demzufolge – da das Sperma des Propheten auch mit dem Sekret oder der Feuchtigkeit der Frau (ihres Geschlechtsorgans) vermischt war – muss die Feuchtigkeit (Sekret) der Frau ebenso sauber sein, sonst wäre es nötig gewesen, das Sperma abzuwaschen.
Es gibt noch einige Beweise, jedoch ist das Resultat am Ende, dass die Feuchtigkeit der Vulva rein bleibt, da keine Beweise direkt auf die Unreinheit dessen hinweisen.